Der Lößnitzgrund
Geographie
Die Naturlandschaft des Lößnitzgrunds liegt südlich von Buchholz-Friedewald, gilt als größter Taleinschnitt am Elbhang der Lausitzer Platte und bildet einen Teil des "Landschaftsschutzgebietes Lößnitz". Der sich hindurchschlängelnde Lößnitzbach formt dieses Kerbtal, das neben Fiedlergrund und Rietzschkegrund zu den stark wasserführenden Tälern des Stadtgebiets Radebeul gehört. Geologisch auffällig trennt der Lößnitzgrund die beiden Hauptbodenarten, die neben dem Syenitboden auf der Lausitzer Platte im Gebiet der Lößnitz zu finden sind: einerseits der Löß, welcher im östlichen Hang vorkommt und andererseits der Heidesand, welcher die westliche Anhöhe bestimmt. Eichen (insbesondere Stieleichen), Rot- und Weißbuchen zeichnen den Baumbestand aus; weitere Laubgehölze haben ihre Wurzeln im Bachbereich geschlagen, und auch die Vogelwelt weist eine reiche Artenvielfalt auf.
Früher
Bereits im Mittelalter war das schmale, zu beiden Seiten steil aufsteigende Tal in wirtschaftlicher Hinsicht als Standort von einigen Mühlen von Bedeutung, wobei das Müllerhandwerk zu den ältesten Gewerken der Lößnitz zählt. So siedelten sich im Lößnitzgrund beispielsweise die Grundmühle, die Carlowitz- oder Böhnitzmühle, die Meierei, die Jägermühle, die Schefflermühle und die Kaisermühle an. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden daher im Lößnitzgrund und seinen Nebentälern, u. a. im Dorf- und Rieselgrund, mehrere Syenitsteinbrüche betrieben. Am hervorstechendsten war dies der sogenannte Hohe Stein oberhalb des 1895 erbauten Elektrizitätswerkes. Südlich des Dorfgrundes erhebt sich am Osthang unvermittelt steil der sogenannte Todhübel (222,5 m u. NN). Ein von Menschenhand geschaffener, mehrere Meter tiefer Graben und vereinzelte Scherbenfunde (14./15. Jh.) lassen trotz fehlender Bebauungsreste den Schluss zu, dass sich hier eine mittelalterliche Wehranlage befunden haben könnte.
Die ab 1880 angelegten Wanderwege durch den "Verschönerungsverein für die Lößnitz" gaben den Startschuss zur Etablierung des Lößnitzgrunds zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Lößnitzbewohner und seiner Nachbarn im Dresdner oder Moritzburger Umland. Kurze Zeit später war für die Besucher dieses Naherholungsgebiet mit der 1883/84 erbauten Schmalspurbahn bequem erreichbar, auch heute noch verbindet der "Lößnitzdackel" die beiden Bahnhöfe Radeburg und Radebeul Ost miteinander. Die schattenspendenden Bäume und das muntere Gurgeln des Lößnitzbaches genossen hier nicht nur die hitzegeplagten Gäste des 1905 erbauten Bilz-Bades. Die ehemaligen Mühlen wandelten sich nämlich zu bevorzugten Ausflugsgaststätten für gesellige Musik-, und Tanzvergnügen sowie kulinarischem Genuss. Der klassische Spaziergang führte von der Grundmühle über die Obstweinschänke Flora, die Meierei, und das Kurhaus Friedewald zur Kaisermühle. Doch auch Wanderfreunden bietet die Flur reizvolle Gelegenheiten zur erholsamen Exkursion im Naturreich. Der ab Radebeul-Lindenau durch den Lößnitzgrund führende Teil des 1973 ausgeschilderten Naturlehrpfades wurde 1992/94 von Schülern des Gymnasiums "Luisenstift" erneuert. Weitere beliebte Wanderrouten führen z. B. über den Schluchtenweg nach Oberkötzschenbroda, den am Lindenaubach verlaufenden Dreizehn-Brücken-Weg nach Lindenau, oder durch den wasserreichen Rieselgrund (historisch auch Riesen- oder Rosengrund genannt), dessen mittels Rohrleitungen erschlossene Quellen jahrhundertelang zur Bewässerung der Lößnitzer Weinbergsfluren genutzt wurden, nach Wahnsdorf. Zuletzt wurde 2016 auf Initiative des Bilz-Bundes der teilweise durch den Lößnitzgrund führende Bilz-Rundweg neugestaltet, der die Wanderer einladen soll, Licht, Luft und Wasser im Bilz‘schen Sinne zu erleben. Denn seine Besucher schätzen auch heute noch die kühle, ruhige und entspannende Umgebung des Lößnitzgrunds zur Erfrischung und Erholung.
(Quelle: Stadtarchiv Radebeul)